Freitag, 3. April 2015

Sadie Jones - Jahre wie diese

Lukasz Kanowski leidet unter der Ende der englischen Kleinstadt, wo sein Vater verzweifelt immer mehr trinkt und seine Mutter in einer Anstalt ist. Die zufällige Begegnung mit Paul, einem angehenden Produzenten, und Leigh, die ebenfalls am Theater arbeitet, führt in ins London der 70er Jahre und in die Welt des Theaters, wo er bald einen großen Erfolg als Autor feiern kann. Immer wieder kann er ganz versinken, wenn er sich seinen Geschichten hingibt, das Leben mit Paul und Leigh völlig vergessen. Doch dann kommt Nina, die ihn völlig einnimmt und ihm den Kopf verdreht. Verheiratet ist die erfolgreiche Schauspielerin allerdings und kann sich nicht wirklich von ihrem brutalen Ehemann lösen. So steuern sie gemeinsam auf das tragische Ende ihres gemeinsamen Stückes hin.

Ein Roman rund um das Londoner Theater vergangener Zeiten angesiedelt. Die Welt der Kunst und der Musen, der harte Kampf ums Überleben und den künstlerischen Durchbruch. Dazwischen viele verlorene Seelen, die Sadie Jones auf sehr poetische Weise zum Leben erweckt. Ihre Protagonisten sind komplex, aufreibend, bisweilen für den Leser in ihrem Handeln nur schwer zu ertragen – aber dadurch umso authentischer in ihrer Zerrissenheit und der Suche nach dem Sinn ihres Daseins. Es wird geliebt, gehasst, gespielt – auf der Bühne wie im Leben. Im Zentrum der junge und geradezu naive Luke, der so viel Chaos aus seinem Elternhaus mit sich rumschleppt, dass er zu echten menschlichen Beziehungen kaum fähig scheint. Besonders sein Verhältnis zu Frauen braucht eine lange Entwicklung bis aus bedeutungslosem Sex, nicht erwiderter Verehrung irgendwann Liebe werden kann.

Dem Zitat der Times auf dem rückseitigen Umschlag möchte ich indes heftig widersprechen: „Jeder Sommer braucht einen Roman, den man an einem Tag verschlingt – ‚Jahre wie diese‘ ist dieser Roman“. Nein, es ist kein netter Roman zum Verschlingen. Er ist schwer, manchmal zu schwer, so dass man das Buch beiseitelegen muss, weil der Schmerz, den die Figuren empfinden beim Lesen auf einen übergeht. Es spricht für die Autorin, diese Emotionen transportieren zu können.


Fazit: ein Roman, der voller Spannungen steckt und diese in einer treffsicheren, begeisternden Art in Worte fassen kann. 
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