Samstag, 18. Oktober 2014

Johann Volker Motget - Sensationelle Enthüllungen eines Geheimagenten

Die Rezension bezieht sich auf die Auflage, die im Oktober 2014 vorlag. Nach Aussage des Autors soll das Buch in einer komplett überarbeiteten Form nochmals erscheinen.

Zum Inhalt laut Klappentext und Cover:
Sensationelle Enthüllungen eines Geheimagenten – die Fälle JFK, Monroe, Lady Diana, Titanic und viele mehr sollen aus erster Hand geklärt und lange geheim gehaltene Beweise vorgeolegt werden. Die letzten Tage eines Agenten, der sich in größte Gefahr begibt und nun verschollen ist. Ein Sachbuch mit bahnbrechenden Erkenntnissen

Meine inhaltliche Wahrnehmung:
Dem Klappentext entnahm ich die obenstehenden Informationen und war entsprechend gespannt auf das Buch. Meine Verwirrung war groß, als ich die ersten 50 Seiten nur einen sprachlich ziemlich platten, an die Schundhefte über Bergdoktoren erinnerndes Liebesgesülze eines Kurgastes und seiner Therapeutin las. Dies nimmt geschätzte 95 % des Buchs ein. Ein poetisches Geplänkel wäre für mich ok gewesen, doch leider wird hier ein für mich nicht geahnter literarischer Tiefpunkt erreicht – Anreden wie „meine Holde“, „meine kleine Hexe“, „mein Höhlenforscher“ (zur Erläuterung: Bezeichnung für einen Mann, mit dem man Sex hatte) laden herzlich zum Fremdschämen ein und sind an Peinlichkeiten nicht zu überbieten. Inhaltlich bewegen wir uns zwischen den aufregenden Tätigkeiten Putzen, Bügeln und Kinder hätscheln ohne jedoch eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen. Als besonderes Schmankerl erhält der Leser gegen Ende zunehmend lyrisch zweifelhafte Gedichte des Protagonisten so sehr geschätzten Poeten „Johann Volker Motget“ – ich frage mich, ob dies ein leider verunglückter Cameo Auftritt sein soll oder einfach nur peinlich ist.

Es gibt kurze Passagen über Kriminalfälle. Unbekannte, die abgehandelt werden mit „da gab es denn fall X – ich hab ihn gelöst“. Auf welche Weise bleibt im Dunkeln, über die Arbeit des Ermittlers erfahren wir nur, dass er Dokumente wie Handydaten sichtet. Die angekündigten großen Fälle kommen durchaus auch vor. Zu meiner weiteren Überraschung werden diese als Kopie des Wikipediaeintrags (jedoch ohne korrekte Zitation) oder als völlig abstruse Behauptung ohne jeden Beleg dargeboten. Die vermeintlichen Enthüllungen sind entweder keine Neuigkeit oder nach meinem Wissensstand derart unsinnig, dass sie jeder Glaubwürdigkeit entbehren. Ohne zu viel zu verraten: dass die US Geheimdienste den HI-Virus gezüchtet haben, um ihre politische und wirtschaftliche Übermacht in der Welt zu sichern, fällt doch eher in die Kategorie absurde Verschwörungstheorie (hier hätte sogar die vom Autor so hoch geschätzte Wikipediaquelle Abhilfe geschaffen).


Fazit: Inhalt und Ankündigung haben leider gar nichts miteinander zu tun. Dies wäre akzeptabel, wenn die Geschichte den Leser in irgendeiner Weise ansprechend könnte – sie ist jedoch leider nur peinliches Liebesgesülze auf unterstem Niveau. Um den wirklich harten Vergleich zu ziehen: „50 Shades of Grey“ war hier sprachlich wie inhaltlich weit überlegen. 
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