Donnerstag, 30. Januar 2014

Zoe Beck - Brixton Hill

London Canary Wharf. Stromprobleme lassen in einem der neuen Luxushochhäuser Panik ausbrechen. Kimmy erträgt diese Situation kein zweites Mal und stürzt sich aus dem Fenster. Emma muss fassungslos zusehen, wie ihre Freundin dem Tod entgegen springt. Der Schock sitzt tief, vor allem, weil die Polizei sie verdächtigt, nicht geholfen zu haben. Ihr Bruder tröstet sie, doch noch in derselben Nacht kommt es in dessen Wohnung ebenfalls zu einem tödlichen Zwischenfall. Offenbar ist jedoch Emma das Ziel dieser Anschläge. Steckt ein Stalker dahinter, der sie bereits seit Monaten verfolgt? Die Polizei hält sie selbst für die Täterin und bald schon weiß sie nicht mehr, wem sie noch vertrauen kann.

Zoe Becks Roman spielt mit Emmas Verzweiflung und der unheimlichen Bedrohung, die sich nicht lokalisieren lässt. Die Spannung ist konstant hoch und auch als Leser fühlt man, wie es dieser Frau geht, der offizielle Seiten keinen Glauben schenken wollen. Die letztendliche Auflösung ist zwar glaubwürdig, aber ein wenig weniger hätte es auch schon getan. Gelungene Unterhaltung mit Gänsehautfaktor.

4,5/5

Montag, 27. Januar 2014

Christian Biesenbach - "Wintersonne"

Weihnachten, ruhige Tage bei der Familie sollen es für Linda und Kees werden. Harmonisch verläuft die erste Begegnung für Kees mit den Schwiegereltern, doch dann ändert sich die Lage schlagartig. Lindas Vater wird bereits seit Tagen bedroht, er soll seine Erfindung freigeben und weigert sich. Jetzt ist ein Team entschlossener Männer dazu übergegangen, mit Gewalt eine Unterschrift einzufordern. Doch die Familie und Kees werden sich so einfach nicht geschlagen geben.

Das Buch ist rasant und durchaus spannend. Leider fehlte mir die Handlung, es war letztlich nur die Kampfhandlung bzw. das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Angreifer und Verteidigung. Passend dazu viele Opfer und wildes Geballer. Leider kann dieser Roman nicht mit dem Vorgänger mithalten, zu schnell ist abzusehen, wie es ausgeht und zu dünn der Plot.

3/5

Judith Winter - "Siebenschön"

So hatte Em sich das nicht vorgestellt. Dass ihr Partner sich in Elternzeit verabschiedet hat, war schon unverschämt genug, aber jetzt soll sie nicht ihren Wunschkollegen bekommen, sondern mit einer Frau ein Ermittlungsteam bilden. Als ob das nicht genug wäre, ist die Asiatin Mai nicht nur ausgesprochen hübsch und klug, sondern mindestens genauso ehrgeizig wie sie. In dieser Konstellation sollen sie Frankfurt vor einem irren Serientäter retten. Auf brutale Weise ermordet er seine Opfer und nimmt Rache - alle haben ein Verbrechen begangen, das nicht geahndet wurde. Aber nicht nur sie müssen leiden, mit ominösen Briefen schickt er ahnungslose Opfer an die grausam inszenierten Tatorte. Es gibt offenkundig ein Muster und alle Fäden laufen beim Psychologen Westen zusammen. Doch dieser ist ratlos, weshalb er in den Fokus eines Irren geraten konnte. Der Countdown zum nächsten Mord läuft und die Ermittlerinnen arbeiten teils mit- teils gegeneinander auf Hochtouren.

Judith Winters Thriller bietet viel Spannnung, einen cleveren Serienmörder, der mit der Polizei spielt und Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Besonders brisant die Konstellation des Wrmittlungsteams, das eine eigene Note mit einbringt. Hier liegt auch die einzige Kritik. Die Figuren Em und Mai sind vielschichtig und interessant, kommen im Fall aber zu kurz. Leider erfährt man gerade über Mai zu wenig, hier ist durchaus noch viel Potenzial für Nachfolger. Der Fall an sich überzeugt jedoch restlos.

4,5/5

Freitag, 24. Januar 2014

Arnaldur Indridason - Duell

Das Königsduell des Kalten Krieges: in Island stehen sich die Schachgrößen Bobby Fisher und Boris Spasski gegenüber. Die Stimmung ist gespannt, in dem kleinen Inselstaat wimmelt es nur so vor Diplomaten, Presse und Agenten. Marian Briem soll derweil einen Mord aufklären. In einem Kino wurde ein 17-jähriger Junge während einer Vorstellung erstochen. Er hat heimlich die Filme auf Kassette aufgenommen - aber reicht das, um ihn zu erstechen? Die Polizei kommt nicht wirklich voran, es gibt kaum Zeugen und wenn sie diese ausfindig machen, können sie kaum etwas zu dem Fall beitragen. Doch es findet sich eine Spur und erst spät wird Marian klar, dass sein Mordfall in einen viel größeren Komplott eingebunden ist, der die beiden Supermächte direkt vor seinen Augen konfrontieren lässt.


Der Krimi ist zäh. Der Fall entwickelt sich erschreckend langsam und tritt Ewigkeiten auf der Stelle. Die Nebenhandlungen haben auch keine Spannung zu bieten, einzig die Rückblicke in Marians Kindheit können das Interesse wecken, wenn sie wohlgleich nichts mit einem Kriminalfall zu tun haben, sondern eher das Außenseitergebaren des Ermittlers erklären. Erst auf den letzten 60 Seiten erreicht die Geschichte die von Indridason gewöhnte Qualität und der Fall wird clever und sauber gelöst. Alles in allem hatte ich mir von ihm viel mehr versprochen, vor allem vor diesem historisch-bedeutsamen Hintergrund.

3,5/5

Dienstag, 21. Januar 2014

Elke Schwab - "Urlaub mit Kullmann"

Den Urlaub haben sie sich verdient: Kommissar a.D. Kullmann, seine Frau und die quasi Tochter und Ex Kollegin Elke mit samt Tochter reisen nach Kroatien. Eine Woche Erholung am Meer soll es werden, doch schon schnell werden sie durch Mitreisende belästigt und ein vermeintlicher Mordfall fordert Ankes Aufmerksamkeit. Aber auch der charmante Alexander buhlt um ihre Zeit und Zuneigung. Komische Dinge gehen im Urlaubsort vor sich, sind sie etwa in Mitten eines Bandenkriegs geraten?

Der Klappentext klingt sehr verlockend nach einem spannenden Krimi in Kroatien. Leider hält er nicht, was er verspricht. Die Figuren sind dümmlich und strotzen nur so vor Vorurteilen gegenüber Koraten, Ostdeutschen und eigentlich allem. Mit naiver Einfältigkeit gesegnet soll Anke eigentlich die clevere Kommissarin spielen, benimmt sich aber divenhaft und leichtsinnig, was zum einen unsympathsich wirkt und zum anderen nur den Kopf schütteln lässt. Blockwart Kullmann übernimmt überall das Kommando und erwartet unbedingten Gehorsam nach seiner Mottenkisten-Lebenseinstellung. Wenigstens gibt es gutes deutsches Essen im Hotel, wär ja auch nich schöner, wenn man sich an die primitiven Südländer anpassen müsste... Über weite Strecken ist der Roman ob der dummen Platitüden unerträglich, die Handlung ist absurd und unglaubwürdig, einen Krimi gab es eigentlich nicht wirklich. Dafür wird reichlich übers Essen geplaudert und Anke schmeißt sich direkt dem erstbesten Mann so aufdringlich an den Hals, dass es nur peinlich ist, davon lesen zu müssen. Die obligatorischen Strand-Sex-Szenen setzen dann den endgültigen Tiefpunkt einer völlig verunglückten Handlung. Auch sprachlich ist der Roman kein Glanzpunkt, vor allem die Dialoge sind gestelzt und unrealistisch. Schade, Chance vertag.

1,5/5

Sonntag, 19. Januar 2014

Christian Biesenbach -"Sonne, Wind und Mord"

Füe Kees Bloemberg beginnt der Tag wenig verheißungsvoll. Nach einem Zwischenfall degradiert erwarten ihn Falschparker und Papierkram während die ganze Stadt wegen einer Umweltkonferenz im Chaos versinkt. Als letzter Kommissar im Präsidium wird er dann doch zu einem Mordfall beordert - unter den wachsamen Augen des vermutlich unfähigsten Adjutanten. Doch das ungleiche Team muss sich schneller als gedacht zusammenfinden, nachdem man sie und eine Zeugin am Tatort angreift, beginnt die Flucht vor einem unbekannten Täter. Linda Farber ist zunächst auch wenig gesprächig und rückt nur nach und nach dami heraus, weshalb ihr Partner sterben musste: sie haben eine Methode entwickelt, Unmengen Energie belastungsarm herzustellen. Daran sind auch Politiker des Klimagipfels interessiert.

Der Roman ist recht rasant und lässt die Spannung durch parallel verlaufende Handlungsstränge auch nicht abfallen. Kees ist unkonventionnell und hat mit Rudjard ein passendes Pendant als Partner. Die Thematik ist aktuell und der Kriminalfall glaubhaft. Einzige Zweifel kamen mir bei der Vielzahl an Verletzungen, die die Protagonisten im Laufe der Handlung so sammeln, die sie aber nicht am tampferen weiterkämpfen hindern. Mit mehreren Schüssen und halb zu Tode geprügelt hechtet man üblicherweise nicht mehr durch Industrieanlagen. Ansonsten unterhaltsam und durchaus gelungen.

3,5/5

Romain Gary - Les trésors de la mer rouge

Romain Garys Reisebericht ist geprägt von intensiven Wahrnehmungen seiner Aufenthaltsorte. In Afrika - vorrangig in Djibouti im heutige Somaliland - und auf der arabischen Halbinsel versucht er, Land und Leute zu verstehen und beobachtet die Eigentümlichkeiten der Bewohner. Episodenhaft berichtet er von bemerkenswerten Begegnungen, die ihm Einblicke in andere Sichtweisen und neue Welten eröffnet haben. Für mich waren drei Geschichten im ersten Teil besonders beeindruckend: die Auswirkungen der Schlangenbisse, die Haltung des Arztes, der nicht nach Frankreich zurückkehren möchte und die Beschneidung der Mädchen.

Insgesamt wusste ich mit diesem Büchlein jedoch nur wenig anzufangen, bisweilen langweilte mich Gary, dann waren berichte schlicht belanglos. Einzig seine Beschreibungen der sagenhaften Landschaften bleiben als besonders gelungen in Erinnerung. Ich bin unentschieden, was ein Urteil angeht.

3/5

Catherine Jinks - Teuflisches Genie

Schon als Junge kann der kleine Cadel sich in Netzwerke hacken und das U-Bahnnetz lahmlegen. Seien Eltern suchen Rat beim Psychologen Thaddeus Roth, dessen große Bemühungen um ihren Sohn sie als besonderes Interesse an dem Genie deuten. Sie ahnen nicht, dass sie direkt in die Hände des Bösen gelaufen sind. Als sein Mentor zieht Thaddeus den unscheinbaren Cadel heran und weiht ihn in die Geheimnisse von Betrug, Verwandlung und Anwendung aller Kniffe der Netz- und Geschäftswelt ein. Doch er ist nicht allein, er arbeitet für Darkkon, den schwersten Verbrecher aller Zeiten - und Cadels leiblicher Vater. An einer eigens für ihn erschaffenen Universität trifft er auf die besten ihres Faches, alle instrumentalisiert, um das Netzwerk des Verbrechens zu schützen und auszubauen, Doch Thaddeus und Darkkon haben die Rechnung ohne das kleine Genie gemacht.

Die Geschichte weist in sich eine gewisse Konsistenz und Logik auf, auch wenn sie völlig abstrus und an den Haaren herbeigezogen ist. Leider kommen die Kommilitonen etwas zu kurz, als sie eingeführt wurden mit ihren speziellen Fähigkeiten und Macken, wurde das Buch zeitweilig doch recht interessant auch für Leser, die weder im Bereich Jugendbuch oder Fantasy/Science-Fiction unterwegs sind. Gegen Ende wurde es sehr langatmig und den ein oder anderen verzögernden Handlungsdreh hätte man sich sicherlich sparen können. Alles in allem durchschnittlich.

3/5

Mittwoch, 15. Januar 2014

Jenk Saborowski - Argwohn

Der dritte Fall um die Sonderermittlerin Solveigh Lang.
Die Zentrale der Europapolizei ECSB wird heimtückisch angegriffen. Solveigh muss mit ansehen, wie viele ihrer Kollegen rücksichtslos niedergemetzelt werden und schwört Rache. Recht schnell ist klar, dass es einen Maulwurf im haus gibt und dieser führt direkt zur italienischen Mafia. Der Gegner ist gesetzt und die Jagd beginnt. Währenddessen sind zwei moldawischen Mädchen mit großen Erwartungen an einen Menschenhändlerring geraten und in München gibt ein konservierter Arm der Polizei Rätsel auf. Dass diese Ereignisse alle eine Verbindung haben und internationale Kooperation und Eile gefragt sind, lassen die Handlung zu einem rasanten Wettlauf gegen die Zeit und einen noch im Versteck agierenden Psychopathen werden.

Wie auch schon die Vorgänger besticht dieser Thriller durch ein hohes Tempo und viele parallel verlaufende Handlungsstränge, die nach und nach ineinander verwoben werden. Die Figuren sind jede auf ihre Weise ungewöhnlich und unkonventionell, was ihnen erlaubt, auch abseits der breitgetretenen Ermittlungspfade zu wandeln und mit kreativen Ideen den Tätern das Handwerk zu legen. Die Handlung an sich ist hochaktuell, glaubwürdig erzählt und gelöst. Die Spannung zieht sich von der ersten bis zur letzten Seite. Vielleicht hätte man aus den zwei großen Fällen auch zwei Bücher machen können, gerade der Psychopath kommt ein wenig zu kurz. Dies schmälert aber in keiner Weise die Unterhaltung.

5/5

Sonntag, 12. Januar 2014

Bernhard Schlink - Selbs Mord

In einem Schneegestöber leistet der privater Ermittler Selb einem Mann Hilfe und dieser bietet ihm umgehend einen Auftrag an: in der Bank, die er mit einem Partner leitet, wurde bei der Gründung ein unbekannter Miteigentümer eingetragen, zu dem keine weiteren Informationen vorhanden sind. Selb soll diesen ausfindig machen, um eventuell noch vorhandene Ansprüche klären zu können. Nur wenig bringt Selb zusammen, doch schon bald entwickelt sich sein Auftrag in eine gänzlich andere Richtung und nach zwei höchst merkwürdigen Todesfällen ist ihm klar, dass in der Bank etwas ganz und gar nicht stimmt. Eine Reise nach Ostdeutschland bringt schnell Gewissheit und das Ausmaß der Verstrickungen wird Selb erst nach und nach klar.

Schlink konnte mich mit diesem Krimi nicht überzeugen. Langatmig schleppt sich der Fall dahin, wirr löst sich der Fall erst nach und nach auf und bleibt am Ende für meinen Geschmack unglaubwürdig und überzogen. Die Grundidee gefällt mir durchaus, aber es fehlt der Pep in der Erzählweise, was vermutlich durch den Ich-Erzähler Selb bedingt ist, der im schon weit fortgeschrittenen Alter sehr behäbig und langsam, geradezu tröge wirkt. Spannung kam leider nie auf und am Ende war ich froh, als das Buch endlich rum war.

2/5

Freitag, 10. Januar 2014

JK Rowling - The casual vacancy

Im beschaulichen Pagfort scheint die Welt in Ordnung als eines abends das Ratsmitglied Barry Fairbrother nach einem Aneurysma tot umfällt. Durch diesen tragischen Todesfall kommt es zu einer Vakanz und das, wo doch direkt eine wichtige Entscheidung bevorsteht: sollen "The Fields", ein sozialschwaches Viertel, in dem sich auch eine Methadonklinik befindet, umgemeindet und der Stadt Yarvil angeschlossen werden soll. Nach und nach formieren sich die Bewerber und strategisch wird ausgeklügelt, wie Befürworter und Gegner der Abstoßung von "The Fields" einen Sieg bei der Wahl für sich verbuchen können. Dass so eine lokalpolitische Frage dermaßen viel Unheil wie in der Folge geschildert wird, anrichten kann, ist fast unglaublich, aber durchaus vorstellbar. Neurosen und Ängste werden sichtbar, jahrelang verdrängte Bedürfnisse und Geheimnisse kommen zum Vorschein, existentiellen Fragen darüber, ob man eigentlich das Leben lebt, das man leben wollte, müssen sich die Bewohner stellen. Dabei ahnen sie nicht, dass der heimtückischste Gegner aus einer ganz anderen Ecke scharf schießen wird.

JK Rowling hat einen für mich überzeugenden Roman geschrieben. Ein ganzes Geflecht von Dorfklüngel wird aufgebaut, komplexe Beziehungen mit und ohne langjährige Vorgeschichte, Charaktere mit sehr individuellen Bedürfnissen und Schwächen finden zusammen und bedingen ihren gegenseitigen Niedergang. Der Anfang ist nicht ganz leicht, es sind eine Reihe von Figuren vorhanden und den Durchblick muss man erst finden, aber nach und nach entfaltet sich diese kleine Welt und führt dem Leser vor, wohin Eitelkeit, Selbstüberschätzung, Egozentrik und mangelnde Empathie führen können. Für mich schon jetzt eines der Lesehighlights des Jahres.

Volle Punktzahl: 5/5

Montag, 6. Januar 2014

Roland Krause - "Der Tod kann warten"

Kommissar Sandners neuester Fall. Eine Entführung, ausgerechnet die Mutter des Oberstaatsanwalts ist aus dem Seniorenstift verschwunden und eine Drohung liegt auch schon vor. Ein alter Mordfall rückt in den Fokus, bei den damaligen Ermittlungen sei der Falsche beschuldigt und verurteilt worden. Sandner muss also undercover ran - in eine der miesesten Gegenden der Stadt. Schon am ersten Abend wird im seine Dienstwaffe entwendet, bald darauf ist schon der erste Tote - natürlich mit seiner Waffe verwundet - zu beklagen und der wird nicht der einzige bleiben. Das Team arbeitet rund um die Uhr, begibt sich in höchste Gefahr, doch die Ermittlungen kommen lange nicht voran. Bis sich zeigt, dass in den eigenen Reihen auch falsche Fufziger zu finden sind und die immer auf dem aktuellsten Stand der Ermittlungen sind. Jetzt muss Sandner kreativ werden.

Roland Krause besticht in seinem Roman einmal mehr mit den wunderbar unterhaltsamen und unorthodoxen Charakteren, die auf ihre Weise den Fall angehen. Was mir - wie auch schon beim Vorgänger - besonders auf- und gefällt, ist der messerscharfe und bisweilen bissige Wortwitz, der sich durch das Buch zieht und oftmals sogar die Handlung übertrumpft. Der Fall ist dieses Mal recht komplex, was leider dazu führt, dass er sich zwischendurch ein wenig in die Länge zieht und es so gar nicht vorankommt. Nichtsdestotrotz völlig glaubwürdig, sauber mit Humor gelöst und gelungene Unterhaltung.

4,5/5

Sonntag, 5. Januar 2014

Markus Rößler - "Purgatorium. Tödliche Sühne"

Ein verstümmelter Toter in einer Scheune stellt die Polizei vor ein Rätsel. Die am Tatort hinterlassenen Zeichen - ein ominöses T sowie eine römische Zehn - lassen die Ermittler rat- und ideenlos zurück. Der Leser ist schon weiter, denn der Täter lässt ihn an seinem Rachefeldzug teilhaben. Wenn die irdischen Instanzen der Kirche seine göttliche Aufgabe schon nicht erkennen, muss er deutlichere Zeichen setzen und selbst die Rache Gottes über die Menschen bringen, das Fegefeuer auf Erden. Seine nächsten Opfer hat er bereits im Visir - ebenso wie den finalen Showdown, den er mit dem ermittelnden Linnemann vorgesehen hat. 

Die Grundidee ist vielversprechend. Der religiös verblendete Serientäter, der sich wegen der erlittenen Qualen und Ablehnung rächt, im Spiel mit der Polizei. Leider bleibt der Blick in die Gedankengänge des Fanatikers zu kurz, um hierüber Spannung und Verständnis aufzubauen. Die Ermittler auf der Gegenseite bestechen durch durchgängig abstoßende Charakteristika. Linnemann ist geschätze 40 Jahre zurückgeblieben in jeder Hinsicht, etwas langsam und sehr beschränkt im Denken, technikfern und mit einfachem Weltbild gesegnet. Seine Kollegen Bender ist ein saufender Hooligan, der besonders durch misogyne Ansichten und primitives Verhalten auffällt. Die Frauenfiguren erfüllen alle Klischees: dummes Hausweibchen, mönnerhassende Karrierefrau und sexbesessenes Dummchen. Dieses abstoßende Personal, dem leider ganze Raum eingeräumt wird, zerstört leider die gute Idee hinter dem Roman, auch die Spannung bleibt daher auf der Strecke. Einige etwas relitätsferne Ausführungen kommen dann zu einem vorhersehbaren und eher  schwachen Finale, das mich enttäuscht zurücklässt. 

3/5

Freitag, 3. Januar 2014

Camilla Macpherson - Am Tag und in der Nacht

Claires Leben scheint perfekt, sie hat den passenden Mann geheiratet und erwartet mit ihm sehnsüchtig die Geburt von Oliver. Ein Überfall verändert alles, das Baby wird nie auf die Welt kommen und Claire stürzt in eine tiefe Krise. Ein Bündel Briefe einer gewissen Daisy, die während des zweiten Weltkriegs in London lebte und ihrer Freundin in Kanada vom Krieg, der Liebe und den Ausstellungen in der britischen Hauptstadt berichtet, bringt sie langsam ins Leben zurück und in die Arme von Dominic, mit dem alles so viel einfacher ist. Soll sie mit ihm einen Neuanfang wagen oder gibt es eine Chance für ihre Ehe?

Ich kann nicht nachvollziehen, wie das Buch seinen Weg auf meinen SUB gefunden hat, seichte Frauenromane mit viel Gejammer und Gesülze sind nicht mein Genre. Macphersons Roman gehört dank der langen Bilderbeschreibungen zu den etwas anspruchsvolleren des Genres, täuscht aber nicht darüber hinweg, dass es doch nur darum geht, wie Claire und Rob wieder zusammenfinden und die Welt wieder rosarot wird (man soll ja nie das Ende verraten, aber in diesem Genre gibt es ja nur einen möglichen Ausgang). 

Fazit: schnell zu lesen, nicht sehr anspruchsvoll, obligatorisches Happy-End mit leichtem intellektuellem Anstrich. Wirkliches Plus: die Abbildungen auf der Innenseite des Umschlags.

Donnerstag, 2. Januar 2014

Vilmos Kondor - Der leise Tod

Budapest 1936, die politische Lage ist instabil, der Druck aus Deutschland wird langsam spürbar, auch ungarische Juden sind zunehmend Repressalien ausgesetzt. Der Tod eines jüdischen Freudenmädchens scheint auch niemanden zu interessieren, obwohl dies ausgesprochen ungewöhnlich ist. Zsigmond Gordon, seinerseits Journalist, beginnt mit Nachforschungen und stößt mehr und mehr auf Widerstände. Es ist offenkundig, dass etwas verheimlicht werden soll, spätestens als er lebensgefährlich verletzt wird und seine Freundin eine klare Drohung erhält, bemerkt er, mit wem er sich angelegt hat. Doch warum musste die hübsche Fanny wirklich sterben? Ein Dickicht politischer Verstrickungen tut sich auf und das hässliche Gesicht der Nazis, das auch vor Leben junger Mädchen nicht Halt machte, zeigt sich immer klarer.

Ein ungewöhnlicher Roman. Die Kriminalgeschichte ist spannend, überzeugend gelöst und passend historisch eingebettet. Die Situation in Budapest Mitte der 30er Jahre wird sehr deutlich und ist glaubwürdig dargestellt. Mängel sind leider die Figuren, die zu flach bleiben und kaum persönliche Züge zeigen. Speziell Gordon kann bei mir keine Sympathien wecken und seine Freundin, die durchaus Potential hätte, wird ebenfalls zu oberflächlich gezeichnet. Für mich ebenfalls nicht so spannend waren die vielen Boxkämpfe, auf deren detaillierte Darstellung ich hätte verzichten können. Daher bleibt der Roman am Ende nur schwaches Mittelmaß.

3/5

Alice Munro - Dear Life

Alice Munro, Nobelpreisgewinnerin 2013 für Literatur, hat mit 82 Jahren ihren nach eigenen Angaben letzten Band mit Kurzgeschichten veröffentlicht. Dies ist ihre Textform, einen ganzen Roman hat sie nie geschrieben. In "Dear Life" entführt sie den Leser in eine andere Zeit, vorwiegend während oder kurz nach dem 2. Weltkrieg nach Kanada. Weniger die großen Städte, sondern mehr das Leben auf dem Land rückt sie in den Fokus - mit all seinen Einschränkungen und zum Teil verbohrten Bewohnern, was vor allem den Frauen, inbesondere den Mädchen und jungen Erwachsenen schwer zu schaffen macht. Die Frauen stehen bei Alice Munro im Zentrum, über sie schreibt sie und ihre Welt stellt sie dar.

Die Geschichten sind sehr verschieden. Gemeinsam ist ihnen oft einen Wendepunkt oder ein zentrales Ereignis im Leben der jeweiligen Protagonistin einzufangen (männliche Hauptfiguren sind selten). Der Kampf mit den Vorurteilen, Einstellungen und Erwartungen an Frauen ist recht häufig das zentrale Thema. Die Protagonistinnen sind meist Außenseiterinnen, sei es, da ihre Familie am Rand der Gesellschaft steht, sei es weil sie eigentümlich und eigenwillig sind und sich nicht fügen wollen. Mein persönlicher Favorit ist "Haven", der Mut, sich einfach über Dinge hinwegzusetzen und am Ende dafür belohnt zu werden, ist inspirierend.

Sprachlich gefällt mir Alice Munro sehr gut. Man merkt, dass sie einer anderen Zeit entstammt und ihre Formulierungen sind entrückt und bezaubernd.

5/5

Mittwoch, 1. Januar 2014

Don DeLillo - Cosmopolis

Als Eric Packer am Morgen entscheidet, dass es ein guter Tag zum haare schneiden wäre, ahnt er noch nicht, was dieser tag für ihn auf Lager hat. Nicht nur ist ganz New York dank eines Besuchs des Präsidenten und einer Demonstration von Globalisierungsgegnern gesperrt, so dass das Fahren zur Tortur wird, sondern ein Mann will Rache an ihm nehmen und hat dies genau geplant. In seiner unheimlich langsam vorankommenden Limousine erledigt Eric die alltäglichen Dinge: riskante Spekulationen mit dem japanischen Yen, er trifft sowohl seine Frau wie auch die Geliebte, wird von seinem Arzt untersucht und erfährt dank der Allgegenwart der Nachrichten auch, was außerhalb seines komfortablen Gefährts vor sich geht. Einen Aufsteiger der New Economy entgeht nichts und gleichsam ist es ihm egal, was außerhalb seines begrenzten Radius vorsichgeht. Und wenn Millionen von Dollars verzockt werden - so what? The show must go on.

Don DeLillo hat schon 2003 erahnt, was uns nur wenige Jahre später alle in eine globale Krise stürzen würde. Wie immer treffsicher und punktgenau zeichnet er seine Figuren und lässt kein gutes Haar an den rücksichtslosen Spekulanten, die jeden Kontakt zur normalen Welt verloren haben. Wie auch in seinen anderen Roman fängt er die Stimmung in unglaublicher Weise ein und zieht sein Publikum in einen Bann.

4,5/5

Lovelybooks-Challenge 2014

Übersicht der Challenge und erledigte Aufgaben.

Erfüllt: 20/20
  1. Bücher, die erstmalig vor 2010 erschienen sind: Eckhard Henscheid - "Die Vollidioten"
  2. Bücher, die Teil einer Reihe sind:  Roland Krause - "Der Tod kann warten"
  3. Bücher, die ein vorranging rotes Cover haben: Vilmos Kondor - "Der leise Tod"
  4. Bücher, deren Buchtitel eine Zahl enthalten: Claudia S. Rapp - "Zweiundvierzig"
  5. Bücher, die ausschließlich als Taschenbuch / Broschur erschienen sind (nicht als Hardcover):  Zoe Beck - "Brixton Hill"
  6. Bücher, bei denen der Vor- oder der Nachname des Autors mit dem gleichen Buchstaben beginnt, wie der Buchtitel: Bernhard Schlink - "Selbs Mord"
  7. Bücher, die bisher noch keine Rezension auf LovelyBooks haben (es zählt der Zeitpunkt des Lesebeginns): Romain Gary - "Les trésors de la mer rouge"
  8. Bücher, in denen es ums Essen geht und das auch durch den Buchtitel, das Cover o.Ä. ausgedrückt wird: wenn auch Trinken gilt: van Deus - "Die Ampullen von Lorenzini"
  9. Bücher von deutschsprachigen Autoren: Christian Biesenbach - "Sonne, Wind und Mord"
  10. Bücher, die weniger als 250 Seiten haben: Elke Schwab - "Urlaub mit Kullmann"
  11. Bücher, auf denen hauptsächlich Schrift und kein vordergründiges Covermotiv zu sehen ist: Jenk Saborowski - "Argwohn"
  12. Bücher von Autoren, die schon mindestens 5 Bücher veröffentlicht haben: JK Rowling - "The Casual Vacancy"
  13. Bücher, die in der Hardcover-Ausgabe einen Schutzumschlag haben: Bernhard Aichner - "Die Totenfrau"
  14. Bücher, deren Buchtitel aus mindestens 5 Wörtern bestehen: Camilla Macpherson - "Am Tag und in der Nacht"
  15. Bücher, die aus einer anderen Sprache als dem Englischen oder Französischen übersetzt wurden: Arnaldur Indridason - "Duell"
  16. Bücher, die in einer Stadt mit mehr als 1 Mio. Einwohner spielen: Carla Kalkbrenner - "Die Sonne über Berlin"
  17. Bücher, die in einem unabhängigen Verlag erschienen sind (keine Verlagsgruppen / Konzerne): Markus Rößler - "Purgatorium. Tödliche Sühne"
  18. Bücher, auf deren Cover mindestens 3 Lebewesen zu sehen sind (es zählen Menschen & alle Tierarten): Wolfgang Schorlau - "Am zwölften Tag"
  19. Bücher, die auf LovelyBooks mit 4,5 - 5 Sternen bewertet sind (es zählt der Zeitpunkt des Lesebeginns):  Judith Winter - "Siebenschön"
  20. Bücher, deren Hauptfigur mindestens 10 Jahre jünger oder älter als ihr selbst ist: Catherine Jinks - "Teuflisches Genie"
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