Montag, 3. Dezember 2012

Sofia Caspari - Die Lagune der Flamingos

Argentinien Ende des 19. Jahrhunderts. Voller Sehnsucht nach einem Leben, einem besseren als in der alten Heimat in Europa, wird das Land mehr und mehr von Deutschen, Italienern, Franzosen und anderen Abenteurern und Hoffnungsvollen bevölkert. Doch die neue Heimat hält nicht für alle, was sie aus der Ferne versprochen hat. Manche können sich schnell etablieren und durch Unterjochung der Einheimischen gutes Geld machen. Andere trifft es kaum besser als in der alten Welt.

Sofia Caspari hat die Geschichte verschiedener Familien miteinander verwoben. Die Fuhrunternehmerin Anna, deren jugendliche Tochter Marlena schon bald dem Familienidyll entflieht und sich mit den harten Seiten des Lebens auseinandersetzen muss. Annelie Wienand, die für sich und ihre Tochter Mina auf ein glückliches Leben mit ihrem zweiten Mann Xaver hofft und vom Regen in die Traufe gerät. Victoria, die das Unmögliche wagt und sich mit einem Mestizen einlässt, was für ihre Kinder große Steine im Leben bedeutet. Die Hure Corazon, die schon früh die Tochter Blanca ins Gewerbe einführte. Familie Blum, die ihr bescheidenes Leben auch in Argentinien nicht verbessern konnte. Weitere Personen kreuzen deren Wege, woraus eine komplexe und nur schwer zu bewältigende Personenkonstellation entsteht.

Als Landschaftsroman angekündigt wird die Topografie Argentiniens ebenso wie die Historie Südamerikas versucht in die Geschichte eingewoben, um die Handlung zu motivieren. Die Probleme im Zusammentreffen der Immigranten und indigenen Bevölkerung wird ebenso gestreift wie essentielle Fragen der Emanzipation, Xenophobie, Arbeiterrechte und Epidemien.

Der Sprachstil ist insgesamt sehr angenehm, durch spanische Einwürfe und Beibehaltung von Originalnamen wird der Leser nach Argentinien versetzt. Die intensiven und detailleirten Landschafts- und Agrikulturbeschreibungen lassen die Umgebung vor dem geistigen Auge erscheinen. 

Für das Genre sicherlich ein anspruchsvolleres Buch. Die Charaktere bieten eigentlich viel Entwicklungsraum, die gestreiften Themen hätten auch noch Möglichkeiten einer anspruchsvolleren Auseinandersetzung geboten. Letztlich bleibt jedoch im Fokus das Hauptthema des Genres: schwierige Liebesgeschichten der Figuren.

Abschließendes Fazit: für mein Geschmack zu viele Handlungsstränge, die entsprechend nicht alle zu Ende geführt werden. Viele interessante Aspekte wurden verschenkt - im Rahmen des Genre jedoch akzeptabel, die Autorin hätte aber Potential auch anspruchsvollere und bedeutendere Werke zu schreiben. Das Buch ist der zweite Teil einer Serie, zwar kann es auch alleinstehend gelesen werden, aber einige Anspielungen und Zusammenhänge erschließen sich nicht.

****/5
Blogverzeichnis - Bloggerei.de